Und sie ist doch ein Dorf.

November 26, 2008 at 8:23 pm (jerusalem) (, )

Man mag es kaum glauben, aber ich hab heute eine Politik-Kommilitonin aus Jena in Jerusalem getroffen. Aber die Geschichte ist noch vernetzer als das. Ich saß an einem Tisch auf dem Gelände der Auguste-Viktoria (das Wilhem der II. mal erworben hatte), denn dort findet jeden Mittwoch ein Treffen für alle interessierten Deutschen der Region statt. Auf dem Gelände befindet sich auch die Himmelfahrtskirche, die an einem der höchsten Punkte Jerusalems steht (über 1300m über dem Meeresspiegel). Ich war dort mit Henrik, Frank und dem Praktikanten des Goethe-Instituts. Frank und eben jener waren kurz weg, als besagte Kommiltonin um die Ecke stürmte, wir uns fassungslos entdeckten und dann feststellten, dass sie mit dem Praktikanten vom Goethe-Institut verabredet war. Als die Jungs dann wieder kamen ging es um die Party eines Bekannten jener Kommilitonin am Wochenende. Und in dem Zimmer jenes Bekannten hatte Frank zu Beginn zur Zwischenmiete gewohnt. Vier Menschen, alle irgendwie vernetzt, irgendwo in Jerusalem. Nachdem ich im Sommer schon unverhofft eine andere Kommilitonin einfach so mitten auf dem Taksim-Platz in Istanbul traf, war das irgendwie umso skurriler. Wer kommt als nächstes? Und ist es Zufall das es beides Franzis sind?

Herzinfarkt=Märtyrertod… ?!

Gestern gab es mehrere Sicherheitshinweise für den Qualandia-Checkpoint auf dem Weg nach Ramallah, dort soll es Straßenschlachten gegeben haben, brennende Autoreifen, wie im Fernsehen, sozusagen. Großes Truppenaufgebot, Aufstand niedergeschlagen, Verhaftungen.

Die Unruhen kamen aus dem am Checkpoint gelegenen Flüchtlingscamp, und am Abend gab es diverse Verhaftungen im Lager. Auch die Söhne von Hikmet Odeh wurden verhaftet, die ältere Frau dabei Berichten zufolge brutal zur Seite gestoßen. Infolge des brachialen Einfalls mehrerer Soldaten und der Verhaftung ihrer beiden Söhne erlitt sie einen Herzinfarkt und starb. Heute wurden über diverse Mailinglisten Fotos der Verstorbenen und Berichte zu dem Vorfall verschickt – unter in der Formulierung variierenden Betreffs wie „Martyrdom of Hikmet Odeh“. Das geschah bei den beiden anderen Todesfällen durch Herzinfarkt, über die ich vorgestern berichtete, nicht. Ist wohl auch besser so.

„6 Floors to Hell“-Red Lounge im WBC

Gestern abend war ich im Willy-Brandt-Zentrum bei der relativ regelmäßig stattfindenden Red Lounge. Das Zentrum befindet sich nur 5 Minuten Fußweg entfernt am Hang über mir. Vertrackterweise war kein Schild zu sehen, aber wiederum glücklicherweise stand ein Auto mit dem Jusozeichen vor der Tür. Haha. Das Zentrum, das quasi auf der Grünen Linie steht, macht als Leitlinie alle seine Projekte israelisch-palästinensisch (und Deutsche sind dann auch dabei). Dadurch sind die Diskussionen wohl in der Regel relativ spannend. Das Publikum bestand neben interessierten (Deutschen) auch höheren Alters im großen und ganzen aus einer Juso-Delegation und Mitgliedern der israelischen und palästinensischen Juso-Äqivalente (mehr Infos zu denen auf der HP des WBC).

Gezeigt wurde der Film „6 Floors to Hell“ eines israelischen Filmteams. Sehr kurz gesagt ging es um illegale palästinensische Arbeiter in Tel Aviv, die unter schrecklichen Bedingungen die Woche über im Untergrund leben, d.h. in einer noch nicht fertiggestellten Tiefgarage einer Mall in Finsternis hausen. Aufgrund der schwachen palästinensischen Wirtschaft infolge der Besatzung und der schwachen Palästinensischen Autonomiebehörde in diesem Bereich sehen sie die einzige Möglichkeit ihr Leben zu finanzieren in der Schwarzarbeit in Israel, in das sie ohne spezielle, kaum zu bekommende Permits nicht einreisen dürfen. Diese Szenen wechselten sich ab mit Szenen vor allem der „Hauptfigur“ Jamal, sofern man das bei einem Dokumentarfilm sagen kann, in Salem in der Westbank. Dort war es schöner, bei allen Problemen trotzdem ausgelassen und fröhlich, aber das Geld fehlte an allen Stellen, die meisten Männer um die 30 wollten heiraten, konnten aber nicht weil das Geld fehlte.

Der Film kommentierte nicht, sondern zeigte einfach die erschreckende Situation dieser Arbeiter, die ihre einzige Hoffnung in der unmenschlichen Umgebung dieser Tiefgarage sahen. Doch nach dem Film entbrannte eine heiße Diskussion. Hätte man die Gründe für das Leid dieser Leute stärker beleuchten sollen? Wieso ist die israelische Besatzung der Westbank so unpräsent in dem Film? Was sollten gewissen Szenen aus Salem uns als Botschaft vermitteln? Sachlich, fair aber entrüstet stritten Israelis, Palis und „lasst uns doch alle einander verstehen“ Deutsche und diskutierten sich die Köpfe heiss. War auf jeden Fall spannend. Nächste Woche liest ein israelischer Mystery-Autor dort, es geht um mysteriöse Geschichten in der Westbank. Mehr dazu dann nächste Woche.

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Abu Kamel ist tot.

November 24, 2008 at 5:20 pm (jerusalem) (, )

Sheikh Jarrah im Nebel

Sheikh Jarrah im Nebel

Gestern erzählte ich, dass ich eine Demonstration gesehen habe. Seit heute morgen weiss ich auch wer diese Leute waren. In der Nacht zum Sonntag starb Abu Kamel, das Oberhaupt der Al-Kurd Familie. Auch wenn vielleicht kein monokausaler Zusammenhang mit der Hausräumung besteht – dass dem herzkranken Mann, der seit über 40 Jahren immer wieder um sein Haus fürchten musste, die letzten zwei Wochen kaum gut getan haben können, steht wohl außer Frage. Der im Rollstuhl sitzende 61-jährige litt an Herzproblemen und musste infolge der Hausräumung zunächst ins Krankenhaus – mit Handschellen hatte er mehrere Stunden in der kalten Nacht vor dem Haus gestanden, aus dem man ihn und seine Familie vertrieben hatten. Während er zunächst bei Freunden der Familie unterkam, während seine Frau auf dem Protestgelände verblieb, musste er hilflos verfolgen, wie das Solidaritätszelt und die kleineren Nachfolger drei Mal von israelischen Sicherheitskräften abgerissen wurden – auf dem Privatgrundstück eines Freundes. Nachdem er am Samstag mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden war, verstarb er in der Nacht zum Sonntag.

Am Sonntag wurde er gemäß muslimischer Tradition, die Toten so schnell wie möglich zu bestatten, sofort beerdigt. Der Trauerzug begann auf dem Protestgelände, versuchte einen kleinen Umweg zum ehemaligen Wohnhaus der Familie zu nehmen (was jedoch Sicherheitskräfte verhinderten) und dann zur Al-Aqsa Moschee und zum Friedhof. Nach dem Mittagsgebet traf ich die Gruppe also in der Salah-Eddin-Street. Auf dem Gelände, auf dem die Zelte abgerissen und wieder aufgebaut wurden, wurde ein viereckiger großer Trauerbereich aus Teppichwänden errichtet, in dem in den kommenden drei Tagen sehr viele Trauergäste erwartet werden. Hoffentlich ordnet nicht noch irgendein israelischer Politiker die Räumung des Trauerraums an – denn dann wird es vielleicht nicht mehr so ein friedlicher Protest bleiben. Schon heute hat das deutsche Vertretungsbüro in einem Sicherheitshinweis auf die möglicherweise schnell kippende Situation in Sheikh Jarrah hingewiesen.

Am Sonntag starb noch ein bekannter Jerusalemer durch einen Herzinfarkt. Der ehemalige Gouverneur Jamil Othman starb laut der „Voice of Palestine“, nachdem er beim Durchqueren eines Checkpoints am Rande Jerusalems einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Auf der Seite des Nachbarschaftskomittees gibt es Bilder von dem Trauer“zelt“ und dem Beerdigungszug, sowie ein Video von einer der abendlichen Veranstaltungen. Friedliche Stimmung, viele Menschen!

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Shopping-Sonntag in einer kleinen Stadt.

November 23, 2008 at 4:40 pm (jerusalem) (, )

Balkon, Sweet Balkon

Balkon, Sweet Balkon

Heute ist mein Tagesmotto das von Alfred J. Kwack. Warum zur Hölle bin ich so fröhlich? Da meine Stiefel den Geist aufgegeben haben, brauchte ich neue – also ab in die Salah-Eddin-Street und Schaufensterbummel betreiben. Da sah ich welche, flach, warm, schwarz. Alle Kriterien erfüllt. Ich lungerte im Ladeneingang rum, bis der mit circa 14 Jahren jüngste der drei Verkäufer zu mir kam. „tis’a wa talatin min hadha, min fadlik!“ (Größe 39 von denen da, bitte!) Grandioserweise verstand er das sogar. „Al-Laun?“ „Aswad!“

Das Reich von Andreas

Das Reich von Andreas

Und siehe da – eine Minute später hatte er sie mir aus dem Lager geholt und wollte den Reißverschluß öffnen, um sie mir anziehfertig zu reichen. Aber der klemmte und ließ sich erst nach mehreren Versuchen öffnen. Mit einem etwas schlechten Gefühl zog ich den Schuh an und zog den Reißverschluss hoch. Der Schuh war toll. Nur ging der Reißverschluss nicht wieder auf. Ich zog und zerrte und fummelte – aber nichts tat sich. Der Junge kam, um mir zu helfen, sein Opa ebenfalls. Nach ca. 5 min erwartete ich, dass sie ein Messer holen würden, aber da bekam der Junge den Verschluß bis auf 5 cm vor dem Ende auf. Gemeinsam zogen die Zwei an dem Schuh, während ich versuchte, mein Bein nicht auszurenken. Plopp, ich war frei. Leider konnten die Männer kein Englisch – mit meinem beschränkten Arabisch, Hand und Fuß, gelang es mir dann jedoch dem Verkäufer zu verklickern, dass ich den Schuh gern kaufen würde, aber ein heiles Paar. Wow. Nach einer Viertelstunde verließ ich den Laden mit einer großen Tüte.

Unser spartanisches Wohnzimmer

Unser spartanisches Wohnzimmer

Draußen war Trubel, den ein Demonstrationstrupp zog gerade die Straße hoch und bog dann in einen Eingang ein, an dem neben viel arabischer Schrift auch klein „Jerusalem Tombs“ stand. Außer dass die Protestierenden „Allahu akbar“ riefen, verstand ich leider nicht wofür oder wogegen sie durch die Straßen liefen. Ich lief die Straße hinunter, wagte ein paar Schritte durchs Damaskus Gate, verlor in dem Trubel der Altstadt aber nach ein paar Metern die Lust und rief Julian an, um einen Kaffee zu trinken.

Ach, du kleine Stadt…

Blick aus dem Wohnzimmer

Blick aus dem Wohnzimmer

Während wir im Café saßen und über die vorbeiziehenden Leute und unsere Erlebnisse redeten, erzählte Julian, dass er den deutschen Botschafter in Israel im Rahmen seines Praktikums getroffen hatte. 10 Minuten später lief Dr. Kindermann mit seiner Frau an uns vorbei – witzig.

Ich zog noch ein bisschen durch die Straßen, auf der Suche nach etwas Bezahlbarem zum Anziehen. Da liefen zwei Frauen in EAPPI-Westen (Ökumenisches Begleitprogramm in Palästina und Israel) an mir vorbei – die Beiden hatte ich am Donnerstag bei der Pressekonferenz am Al-Kurd-Solidaritätszelt getroffen. Die Stadt ist so klein! Da fand ich einen kleinen Indien-Klamottenladen, und war hin und weg. 2 Röcke, 2 Oberteile für zusammen 40 Euro – das ist quasi unschlagbar! Bepackt hüpfte ich nach Hause, kaum Herr meiner guten Laune…

Wieder in der Wohnung

Unsere kleine Küche

Unsere kleine Küche

Ich habe den Text heute mit ein paar Fotos aus der Wohnung aufgelockert, sind nicht die besten, aber mein Unterschlupf ist zu verwinkelt, um bei meinem schlechten Zoom gute Aufnahmen zu machen. Ich mag meine Straße wirklich. Die kleinen Kinder die hier wohnen sind total niedlich und rufen mir immer ein fröhliches „Shalom“ entgegen und lachen sich dann kringelig wenn ich auf arabisch zurückgrüße. Beim Gemüsehändler gegenüber ist es schon fast zur Gewohnheit geworden, dass der immer gleiche Verkäufer und ich in einem englisch-arabisch Mix dem jeweils im Laden verweilenden Kunden aus der Umgebung klar machen, dass ich keine Jüdin bin, kein Ivrit spreche und bei Abu Diab wohne. Mittlerweile sollten es alle wissen, soviele wohnen hier doch nicht. Der gute Gemüsemann sorgt auch dafür, dass ich nur das beste Obst und Gemüse kaufe. Nehme ich eine Melone aus dem Regal und lege sie zu den anderen Sachen, zeigt er mir Gründe warum ich besser eine andere nehmen sollte und tauscht sie um. Und dann gibts wieder eine Dattel – ich denke ich habe mittlerweile ein Kilo Datteln geschenkt bekommen. Total nett!

Und weil doch heute Sonntag ist, hier mein Wochenend-Lesetipp: Ein Augenzeugenbericht eines EAPPI-Freiwilligen über die Stimmung am Checkpoint vor Bethlehem, bei dem die ersten Arbeiter sich morgens um drei anstellen, um um fünf Uhr zu den Ersten zu gehören, die durchgelassen werden, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Wie sie warten, beten, und gegen unfaire Vordrängler in ihren Käfigen ausharren. Da ich morgens und abends meistens mit diesen Leuten im selben Bus sitze, besteht da also ein Zusammenhang. Hier!

Und weil ich heute halt einfach viel zu gute Laune hab, hier das Original:

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Europaparlament für die Al-Kurds und Protest in Hebron.

November 22, 2008 at 4:52 pm (jerusalem) (, , , , , )

Am Freitag wurde vom Europaparlament eine Resolution verabschiedet, die der Al-Kurd Familie den Rücken stärkt.

Das Theater geht weiter...

Das Theater geht weiter...

Im Folgenden ein kurzer Auszug, den vollen Text gibt es hier:

The European Parliament

„1.  Condemns the eviction of the al-Kurd family and the recent destruction of houses of Palestinian families by the Israeli authorities in several areas of East Jerusalem, and expresses its deepest concern regarding the possible serious consequences of these measures and the impact that they could have on the negotiations between the parties within the placeCityAnnapolis process;

2.  Recalls that these operations are inhuman and are illegal under international law; calls the Israeli authorities to immediately put an end to settlement activities as well as to illegal evictions and house destructions in placeEast Jerusalem;

3.  Calls on the Israeli authorities to reconsider the existing judicial and administrative decisions taken in the case of the al-Kurd family and calls for the immediate restitution of its properties to the al-Kurd; calls on the parties historically involved in the housing project in Sheikh Jarrah, and notably the Government of Jordan and UNRWA, to stand up to their responsibilities to protect the Palestinian residents in the area; welcomes the efforts of UNRWA in this regard;

4.  Calls on the Council and the Commission and the other members of the Quartet, to make all the possible efforts aimed at protecting Palestinian residents in the Sheikh Jarrah and other areas of East Jerusalem by exerting pressure on the Israeli authorities to stop illegal evictions and house destructions;

5.  Reiterates its call for an immediate halt to the continuing extension of settlements, in East Jerusalem in particular, and the building of the wall beyond the 1967 borders, which is contrary to international law and is undermining peace efforts;“

Hausräumung mal andersrum

In Hebron ist heute ziemlich viel los. Über 20 000 jüdische Siedler wurden erwartet, um die gerichtlich angeordnete Räumung eines Siedlerhauses zu verhindern. Hebron ist eine der Städte, an denen sich die Tragik des Konflikts sehr deutlich abzeichnet. Die Stadt liegt im Süden der West Bank und beherbergt, wie hier so viele Städte, bedeutende religiöse Stätten.

Das ist vor allem die Höhle der Patriarchen / Erzvätergrab, die nach biblischer Überlieferung als der Ort gilt, an dem Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind. Somit ist die Höhle für den Islam und das Judentum heilig.

Mit ihrer Beanspruchung der religiösen Stellen rechtfertigen die jüdischen Siedler in Hebron, also auf palästinensischem Gebiet, ihr Siedlertum. Es leben ca. 350–400 Siedler und ca. 250 Studenten in der H2-Zone von Hebron. Die Stadt ist in die Zonen H1 und 2 geteilt, in H2 hat israelisches Militär die Kontrolle. Anders als in anderen Städten der West Bank leben die jüdischen Siedler auch im Stadtzentrum. Es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und muslimischen Bewohnern der Stadt. Nach einem Bericht der beiden israelischen Menschenrechtsorganisationen ACRI (Association for Civil Rights in Israel) und B’Tselem mussten Palästinenser aufgrund der Präsenz israelischer Siedler, Soldaten und Polizisten 1014 Wohnungen räumen und mindestens 1829 Geschäfte und Betriebe im Stadtzentrum aufgeben; mindestens 440 davon wurden auf Befehl der Armee geschlossen. Dies berichtet die israelische Zeitung Ha’aretz hier.

Insgesamt gestaltet sich das Nebeneinanderleben der beiden Konfliktparteien sehr sehr schwierig, wozu zwei Ereignisse von beiden Seiten maßgeblich beitrugen: 1929 löste die Agitation des Großmuftis von Jerusalem einen heftigen arabisch-jüdischen Zusammenstoß in Jerusalem aus, der auf andere Städte übergriff. Am schlimmsten waren die arabischen Übergriffe in Hebron und Safed. Allein in Hebron wurden 67 Juden getötet. Am 25. Februar 1994 tötete dann der extremistische Siedler Baruch Goldstein mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Abraham-Moschee und verletzte Hunderte.

(Internationale) Präsenz

Infolge dieses Vorfalls wurde eine internationale Beobachtertruppe gegründet, die bis heute vor Ort Zwischenfälle dokumentiert und Aufklärungsarbeit betreibt. Vielleicht kann ich Anfang Dezember an einem Briefing dieser Truppe teilnehmen. Hier der Link zur Temporary International Presence in Hebron (TIPH).

Eine Organisation namens „Breaking the Silence“/„Shovrim Shtika“, die aus ehemaligen israelischen Soldaten besteht, die in Hebron dienten, versucht auf die katastrophale Lage der Stadt aufmerksam zu machen – und zieht damit den Hass der Siedler auf sich. 2006 berichtete SpiegelOnline hier sehr interessant über die Organisation. „Yehudas (Gründer der Organisation, Rike) Interesse an Hebron hängt nicht nur mit der Wehrpflicht zusammen, die dort abgeleistet hat, Hebron ist die wohl komplizierteste Stadt im Westjordanland. Heilig für Juden und Muslime – hier liegt das Grab des Erzvaters Abraham. Eigentlich, das heißt demographisch, ist Hebron eine arabische Stadt. Doch anders als in anderen palästinensischen Städten, leben hier jüdische Siedler im Herzen der Stadt. Sie sind streng religiös und begründen ihre Präsenz mit dem Wort Gottes, aus dem klar hervorgehe, dass sie hier zu leben hätten. „Sie fressen sich vorwärts“, sagt Yehuda. „Ein Haus, dann zwei, und schließlich die ganze Straße. Sie schicken ihre Kinder vor, so bohren sie langsam dicke Bretter. Kinder dürfen die Soldaten nicht festnehmen. Damit sie hier sicher leben können, muss die ganze Umgebung durch Soldaten beschützt werden – und den palästinensischen Einwohnern wird das Leben zur Hölle.“

Im Jetzt und Hier

Wie dem auch sei, zurück zum Aktuellen: Das „Haus des Friedens“, das seit einer Woche geräumt werden soll, erhitzt die ohnehin gereizte Stimmung weiter. Es beherbergt 20 Familien, die vom Obersten Gerichtshof die Anordnung erhielten, das Gebäude bis Mittwoch zu verlassen. Statt dem Gerichtsbeschluss zu folgen, zogen zahlreiche Männer randalierend durch die Straßen, beschädigten Armeefahrzeuge und palästinensische Wohnhäuser und muslimische Einrichtungen.
Susanne Knaul berichtet in der taz heute folgendes: „Tatsächlich wird die Atmosphäre von radikalen Siedlerführern und Rabbinern in Hebron noch zusätzlich angeheizt. Soldaten, die den Befehl zur Räumung verweigern, sollen mit umgerechnet 200 Euro belohnt werden. „Wir werden einen entschlossenen Krieg ohne Kompromisse kämpfen und ihn gewinnen“, kündigt der Fanatiker Baruch Marsel an, der schon mehrfach wegen gewalttätiger Übergriffe verurteilt worden war. Der palästinensische Journalist Khalid Amayreh aus Hebron hält eine Wiederholung des Massakers von 1994 heute „für wahrscheinlicher als je zuvor“. Die Siedler zögerten, ihren Zorn gegen die Soldaten zu richten, und greifen stattdessen die Palästinenser an. „Was hat Mohammad mit dieser Sache zu tun?“, fragt Amayreh, fassungslos über die Gleichstellung des muslimischen Propheten mit einem Schwein. „Diese Leute sind gefährlich“, warnt er. Dass die israelische Armee „es nicht mit ein paar Dutzend fanatischer Siedler aufnehmen kann“, will er nicht glauben. Das Problem sei, dass Israels Regierung keinen Sympathieverlust in der Öffentlichkeit riskieren will, sollte es blutige Auseinandersetzungen geben. Im Februar soll es vorgezogene Parlamentswahlen geben.“

Ich hoffe, dass nicht allzuviel passiert und die meisten angereisten Siedler heute abend am Ende des Schabbat wieder nach Hause fahren.

Die Federmann-Farm

Die Siedlergewalt in Hebron scheint immens, und richtet sich seit der Zerstörung der Federman-Farm Ende Oktober auch gegen israelische Sicherheitskräfte – bisher ein Tabu. Die Federman-Farm des gleichnamigen Ultranationalisten war ein Outpost, also ohne jegliche Bebauungspläne, Landerwerb oder Genehmigungen erbaute Behausung von Siedlern, die auch von Siedlern nicht ganz abgeneigten Israelis meist als illegal eingestuft werden.

Auf der Seite der Siedler Hebrons gibt es dazu ein Video, in dem Frau Federman den Vorgang der Räumung beschreibt. Alles gleicht den Berichten von Räumungen palästinensischer Häuser und ihre 9 Kinder haben, wenn man ihren Auführungen glaubt, wirklich Grund, verstört zu sein. Was mich jedoch am meisten verstörte, war ihre Aussage, wie die dreijährige Tochter auf den Vorfall reagierte. Trotz der Beteuerungen der Mutter, dass es wirklich ISRAELISCHE Männer waren, die nachts durch ihr Fenster ins Haus eindrangen, hat die Kleine angeblich immer noch Angst, dass „die Araber“ zurückkommen und sieht den Fall als terroristischen Übergriff von Palästinensern. DREI JAHRE! Wenn es stimmt was sie sagt, wie früh beginnt die ideologische Indoktrination bei Kindern? Ich kenne nur Dreijährige, die langsam artikulieren können, dass sie lieber Playmobil als Lego spielen wollen… Hier das Video:

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Ach Leute… Es lebe der Rechtsstaat.

November 20, 2008 at 8:07 pm (jerusalem) (, , , , )

Der Schauplatz

Der Schauplatz

Das Schauspiel „Al-Kurd vs Sicherheitskräfte“ in Sheikh Jarrah geht weiter. Gestern wurde ja das große grüne Zelt abgerissen woraufhin die Familie und ihre Unterstützer ein kleines Zelt auf dem Grundstück errichteten, da Umm Kamel schliesslich zur Zeit mit internationaler Präsenz dort auf dem Grundstück, dessen Eigentümer ausdrücklich zu den Unterstützern der Aktion gehört, lebt.

Der Zaun muss weg...Warum nur?

Der Zaun muss weg...Warum nur?

Als ich gegen kurz vor 9 zur Arbeit ging, war mal wieder ein großes Polizeiaufgebot auf dem Gelände des Protestzelts. Der Grund – auch das kleine Zelt durfte einfach nicht auf dem Privatgrundstück stehen. Ein paar Matratzen und Klamotten lagen gestapelt am Rande. Da kam ein Bulldozer – aber wie ich erfuhr ein von dem Eigentümer gewünschter, der zunächst den -israelischen-Zaun um das Grundstück herum mit Erlaubnis abriss und dann die Autozufahrt zum Grundstück mit großen Steinblöcken blockierte – wohl um die Zufahrt von Polizeiautos etc. zu verhindern. Die Sache mit dem Zaun ergibt noch immer keinen Sinn…

Im Büro hagelte es dann Pressemitteilungen – Informationen über den erneuten Zeltabriss, Solidaritätsbekundungen von EU-Abgeordneten mit der Familie und dann die Einladung zu einer Pressekonferenz um 13 Uhr. Mit niemand geringerem als Rafiq Hosseini – Stabschef der Präsidentenbüros.

Meeting the Press

Umm Kamel, rechts neben ihr Rafiq Hosseini, links neben Umm Kamel der Anwalt

Frau in der Mitte: Umm Kamel, rechts neben ihr Rafiq Hosseini und neben ihm der Gouverneur Jerusalems, Adnan al-Husseini

Der saß, ohne erkennbare Bodyguards (vielleicht die zwei auf dem Foto hinter ihm) jedenfalls mind. eine Stunde auf einem Plastikstuhl und gab im Wechsel mit Umm Kamel, ihrem Anwalt und dem Besitzer des bezelteten Grundstücks Antworten auf die Fragen der Journalisten – leider auf Arabisch.

Ein bisschen erfuhren wir jedoch dann doch. Schon seit Beginn des Falls Al-Kurd wird sowohl von israelischer wie auch natürlich von palästinensischer Seite kritisch bemerkt, dass die Rechtssprechung des israelischen Gerichtshofes in eine vollkommen falsche Richtung geht. Und zwar aufgrund der Begründung, das Grundstück habe vor 1948 israelischen Gruppen gehört (zumindest erheben die Oriental Jews Association und die Knesseth Yisrael Association auf uralten Dokumenten Anspruch bzw. haben mit diesem „Anspruch“ das Gelände bereits an eine Siederorganisation verkauft). Wenn man anfängt, auf uralten Dokumenten Gebietsansprüche in Ost-Jerusalem durchzusetzen, sollten bei einer fairen Rechtssprechung bald der größte Teil West-Jerusalems wieder in palästinensischem Besitz sein.

Pressekonferenz an der Feuertonne

Pressekonferenz an der Feuertonne

Ich kenne hier wenig Leute, aber die Palästinenser unter ihnen haben alle noch irgendwelche Grundstücksurkunden ihrer Familien. Darum ging es auch in Rafiq Hosseinis Ansprache und den Bekräftigungen des Familienanwalts: Man wolle exemplarisch auf Basis der Rechtssprechung im Fall Al-Kurd versuchen, Ansprüche auf Grundstücke in West-Jerusalem geltend zu machen. Wir werden sehen. Auf jeden Fall hat der Fall bei uns um die Ecke mittlerweile einen gehörige Portion Medienaufmerksamkeit erlangt. Al-Jazeera ist oft vor Ort, nur unterwegs, um die heute morgen stattfindenden Hauszerstörungen in anderen Stadtteilen zu dokumentieren. Mein Mitbewohner war auch dort – und berichtete kopfschüttelnd. Heute soll der Fall auch im Europäischen Parlament thematisiert worden sein.

Dunkler Gazastreifen

Unser Büro hat ja eine Außenstelle in Gaza-Stadt. Seit zwei Wochen ist der Gazastreifen komplett von Versorgungen abgeschnitten, das Kraftwerk ist tot (auch wenn hier scheinbar die Hamas Kraftstoffe zurückhält). Egal, wer auch immer wann wen angegriffen hat – wie immer leidet die Zivilbevölkerung. Am Vormittag telefonierte ich mit dem Mitarbeiter im dortigen Büro. Seit heute gibt es kein Brot mehr zu kaufen, das meiste andere ist sowieso schon leer. Die Versorgung über die kleinen brüchigen illegalen Tunnel in den Gazastreifen ist zur Zeit kaum möglich und kann den Bedarf nicht decken. In ein paar Tagen wird es zu einer Hungersnot kommen wenn nichts passiert. Fleisch gibt es seit einer Woche nicht mehr. Heute kursierten Bilder von Säuglingen die erstickt wurden, um ihnen den Hungertod zu ersparen. Was dran ist – nur die die dabei waren werden es wissen. Auf jeden Fall kann man nur fassungslos von hier zuschauen, was dort passiert – rein kommen selbst Journalisten, Diplomaten und UN-Nahrungshilfewagen nur sehr sehr selten und willkürlich.

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Immer wieder Sonntags….

November 16, 2008 at 12:33 pm (jerusalem, rezensionen) (, , , , , )

…ist nicht soviel los. Schlafen, Sachen aufarbeiten, Waschen. Und ein bisschen Internet-Rundschau betreiben.

Heute ist nach ein paar kühlen und teils verregneten Tagen wieder ein richtig heißer Sommertag, an dem ich auf dem Balkon sitze und mich über Nachrichten wundere, dass der Advent bald beginnen soll. Nebenan auf dem Balkon singen zwei herausgeputzte kleine Jungs um die 5 Jahre ganz niedlich ein Lied, malen dann, und singen wieder – es wirkt wie die Vorbereitung für ein Familienfest oder so. Außerdem hat heute und gestern der Kindermuezzin wieder zum Gebet gerufen. Andreas hat ihn sogar schon mal gesehen. Er ist scheinbar der Sohn des Muezzins und darf ab und zu mal seine Stimme testen. Heute hat er das sogar recht gut hinbekommen. Gestern, als ich gerade zum Laden gegenüber huschte um Wasser zu kaufen, war der Gesang arg schnarrig – aber das fanden alle auf der Straße total niedlich.

Mittlerweile wache ich auch von dem Morgengebet gegen kurz vor 5 nicht mehr auf – trotzdem wurde ich heute morgen einfach so gegen 6 Uhr wach und sah die Sonne über den Bergen Jordaniens aufgehen. Schon schräg -eine halbe Sonne schwebte in der Luft, denn die Berge waren schwer zu erkennen. Von Ramallahs Dachterassen aus sieht man teils das Meer, ich sehe Jordanien. Kleines Land….

Gaza-Blog-Promoting

Abgeriegelt. "Katharina Schult" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc-nd)

Abgeriegelt. "Katharina Schult" / http://www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc-nd)

Mir war bis vor kurzem nicht bewusst, das Gaza wirklich schöne Strände hat. Das ist nicht die erste Assoziation, die man bei einem Krisengebiet hat. Seit ein paar Tagen gibt es dort wieder Kämpfe, UN-Nahrungshilfen kommen schwer durch die Blockade, seit 48 Stunden gibt es keinen Strom, da das Kraftwerk ausgefallen ist – ich habe zwei Blogs gefunden, die ich hiermit ein wenig promoten möchte. Der erste Blog ist von Yumi Terahata, die bei einer Hilfsorganisation in Gaza arbeitet. Von ihrem Fenster aus kann sie eben beschriebene Strände sehen, aber sie darf sie nicht betreten. Auch nicht zum Einkaufen ungeschützt in den Laden gegenüber gehen -am besten außerhalb der Arbeitszeiten nicht die Wohnung verlassen. „So every morning I stand by my window and watch the water glimmering in the distance. Small fishing boats move across the water, leaving behind transient trails, like tiny irons working on a massive wrinkled bedsheet.  I watch those boats and savor the thought of walking the three minutes from the door of my bulding to the shore, feeling the wind in my face and the cold of the water as I let the waves lap over my legs.  I imagine the cool sand squishing between my toes and the itchiness of broken seashells beneath the soles of my feet. And it kills me to know that I can never actually experience any of this. Not anymore. Going to the beach isn’t permitted.  Most things aren’t.“ Das schildert sie in ihrem Blog sehr eindringlich – aber lest selbst.

In dem zweiten Blog mit dem Titel „Raising Yousuf and Noor. Diary of a Palestinian mother“ berichtet eine Journalistin, die zwischen dem Gaza und Washington pendelt, da ihrem Mann, einem palästinensischen Flüchtling, das Recht auf Rückkehr verweigert wird, über ihren Alltag. „The personal becomes political“ – unter diesem Motto schildert sie ihre Erlebnisse in Gaza, das Aufwachsen ihrer Kinder und die Reaktion auf sie in den USA. Sehr spannend!

Und wo wir gerade beim lustigen Hin- und Her-Promoten sind. Ich hab einen Blog von Miriam Woelke gefunden, in der sie ihre Besuche bei unterschiedlichen chassidischen Gruppen, also othodoxen Juden, schildert. Da diese in Deutschland eher selten im öffentlichen Raum anzutreffen sind, finde ich ihre Schilderungen wirklich spannend. Womit sich überhaupt die Frage stellt: Was weiß ich eigentlich über das Judentum? Hinter der ganzen Holocaust-Aufklärung in der Schule und dem obligatorischen abstrakten Abhandeln des Judentums unter dem Halbjahresthema „Weltreligionen“ in der Schule weiß ich doch so eigentlich gar nichts.

Zwischendrin mal wieder eine Busgeschichte

Nicht mein Bild, ist auf Malta "Martin Baumgart" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc)

Ähnliches Bild, ist aber auf Malta. "Martin Baumgart" / http://www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc)

Vorgestern auf dem Weg zurück von der Arbeit musste ich wieder nichts zahlen – ich glaube, der Fahrer war mit seinen Gedanken ganz woanders. Ich stieg im Feierabendverkehr ein, es war ein furchtbarer Stau – und irgendwie vergaß der Fahrer wohl wegen seiner auf den Verkehr gelenkten Aufmerksamkeit, mein Geld in Empfang zu nehmen. Brav blieb ich noch ca. 3 Minuten bei ihm stehen, in denen wir uns kaum vorwärts bewegten. Rummmms. Da hatte es einen Kratzer an einem ausscherenden Wagen gegeben. Große Diskussion im Bus, da bot mir dann jemand seinen Platz an, und siehe da, wieder Geld gespart.

Und weiter gehts mit Lesetipps

Auf der „Jugend-Seite“ (oder wie auch immer sie sich bezeichnen mag) der ZEIT, dem Zuender, gab es einen neuen Artikel von Nico, dem Lebensqualitaeter. In Anlehnung an die Entscheidung der EU-Komission, den Krümmungswinkel von Gurken und Co. nicht mehr zu normen, präsentiert er satirisch 13 Vorschläge, wie man die EU noch besser machen kann. Mein Favorit ist Vorschlag 9:

„Putsch gegen die EU-Kommission!
Dass wir uns unserer Herrscher entledigen und einen gemeinsamen Startpunkt unserer Geschichte finden, ist wichtig. Stichwort Gründungsmythos. Am besten sollten wir an einem Datum putschen, das noch nicht anderweitig besetzt ist – und, ganz wichtig: im Sommer. Das macht es uns später leichter, wenn wir jedes Jahr den europäischen Independence Day feiern. Mit Feuerwerk und Picknick im Park. Und alle tragen azurblaue T-Shirts mit gelben Sternchen. Putschen geht natürlich nicht ohne ein Thema, das allen wichtig ist. Zum Beispiel die Wahl des Trainers der europäischen Fußballmannschaft, der von der EU-Kommission ausgesucht wird – gegen den Willen der europäischen Völker. Das ist auch ein europäischeres Thema als Rumjammern über hohe Tee-Steuern, oder so. Ursprünglich!“

Alle anderen Vorschläge gibts hier.

Aus den Weiten des Internets zurück auf den Balkon

Also ich weiss ja nicht. Vor ein paar Wochen sah ich im ZDF einen Beitrag, in dem Necla Kelek sich wie so oft über eine schleichende Islamisierung der Türkei beschwerte, die soweit ginge, dass bei einem Konzert, dem sie lauschte, eine Unterbrechung erfolgte, als der Gebetsruf und das Gebet von den Minaretten der Stadt schallten. Das sei ein Kniefall vor dem Islam. Ich war ja nicht dabei, aber auch ich unterbreche hier ständig meinen Film, meine Musik oder mein Hörbuch, wenn Gebetszeit ist. Nicht aus Ehrfurcht, sondern weil ich mich bei der lauten Tonkulisse sowieso nicht aufs Wesentliche konzentrieren kann. So kann man das aus Sicht der Veranstalter viell. auch sehen….

Die Jungs nebenan haben mittlerweile ein Spiel erfunden, bei dem sie immer abwechelnd „Hallo“ zu mir rufen und sich dann hinter ihrem Pali-Tuch verstecken. Niedlich. Ich spiel dann mal mit, bis dann.

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Mittendrin. Freitagsgebet und Zusammenstöße?

November 14, 2008 at 9:48 am (jerusalem) (, , )

Heute morgen passierte ich, wie jeden Tag seit Montag, die Polizeisperre am Eingang der Straße zu unserem Büro. Dort wurden die Sicherheitskräfte gerade mit Frühstück beliefert, neben dem Wagen qualmte ein kleines Feuer. Die ziehen die Absicherung des Hauses, das schon komplett von Siedlern bezogen wurde, wirklich in voller Instanz durch.

Wir sind heute ein reines Frauenbüro, da die anderen mit einem Gast Termine mit Politikern wahrnehmen. Gerade haben wir in der Mittagspause einen Abstecher in die Nähe des Platzes gemacht, auf dem das Solidaritätszelt steht. Dort wurde das Freitagsgebet abgehalten, viele Muslime saßen auf Teppichen und lauschten der Predigt. Am Rand saßen weitere Männer, vermutlich Christen und Juden anderer NGO`s. Das Gelände, auf dem das Zelt steht, ist eingezäunt, drumherum standen nicht nur viele Autos, sondern noch viel mehr israelische Sicherheitskräfte. Ein paar ultra-orthodoxe Juden aus der Siedlung nebenan sahen sich das Spektakel ebenfalls an. Nisreen, Lina und ich hörten ein wenig zu, genossen die frische warme Luft, und kehrten dann zurück. Auf dem Rückweg begegneten wir verschleierten Frauen, die sich unterhielten. Nisreen erklärte mir, dass sie besorgt analysierten, welches ihrer Häuser wohl das nächste ist, das geräumt wird.

Am Büro angekommen, äußerte Nisreen einen weniger schönen Satz: „There will certainly be some clashes after the prayer“. Drückt die Daumen, dass nichts passiert, sonst müssen wir die Schotterpiste hinter dem Büro hochklettern, um unbeschadet das Viertel zu verlassen nach Feierabend.

Mal wieder Busgeschichten…

Vielleicht noch eine etwas unterhaltsamere Nachricht. Gestern Abend stieg ich am Damascus Gate wieder in den Bus nach Hause ein. Während die Busse morgens relativ gemischtgeschlechtlich besetzt sind, sind in dem 124er Bus, der u.a. auch nach Bethlehem fährt, am Abend in der Regel fast nur Männer.

Das schöne für Frauen am arabischen Busfahren ist, dass man eigentlich nie stehen muss, weil in einer genau durchdachten Abfolge die jüngsten Männer den ältesten Frauen den Platz räumen und so geht das, bis schliesslich die mittel-alterlichen Männer den jüngeren Frauen Plätze räumen.

So auch gestern. Ich stieg ein, gab dem Fahrer seine 4 Shekel, und der Mann, der hinter dem Fahrer saß, bot mir seinen Platz an. Natürlich begannen die üblichen Fragen, sein Englisch war sehr schlecht. Woher? Wohin? Was machst du hier? Ich erstattete brav Bericht, und staunte nicht schlecht, als er Teil eins unseres Gespräches auf arabisch den im vorderen Busteil sitzenden Mitfahrern übersetzte.

Die zweite Fragerunde beschäftigte sich mit dem Gebiet Religion und Ehe. Jaja, natürlich bin ich mit meinem deutschen Mann hier, fingers crossed, der arbeitet auch hier. Ob er Jude ist? Nein nein, wir sind Christen. Wie alt ich bin? 25? Nein. 23.

In der nun folgenden Übersetzung, der ich, da ich den groben Inhalt ja kannte, recht gut folgen konnte, schlichen sich jedoch Fehler ein. Ich war plötzlich 26 und mein Mann Moslem. Egal. Einer der Männer schien eine Nachfrage zu haben. „Are you afraid of going home?“ Hä? Naja, vielleicht wollte er mich ja nach Hause bringen. Da blinkte auch schon der Supermarkt an der Ecke zur Naomi Street auf, und ich bat den Fahrer anzuhalten. Die Männerrunde verabschiedete sich freundlich. Busfahren, hihi.

Zum ersten Mal kaufte ich beim Gemüsehändler gegenüber ein – und war erstaunt, wie günstig das im Verhältnis zu sonstigen Einkäufen war. Eine Dattel bekam ich auch noch geschenkt. Schön!

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„You know FBI?“ Nazivergleich II

November 11, 2008 at 5:46 pm (jerusalem) (, , , )

Gestern habe ich von der Polizeisperre auf der Zufahrtstraße vor unserem Büro berichtet. Heute war sie noch immer da und erschwerte besonders den arabischen Büromitarbeitern den Zugang extrem.

Gemeinsam mit Frank ging ich hinunter, um die Sperre fotografisch zu dokumentieren und uns das nebenan errichtete Solidaritätszelt anzuschauen. Dort sprachen wir einer älteren „palästinensischen Jüdin“, deren Familie laut eigenen Angaben seit knapp 2000 Jahren in der Stadt lebt, und die den Umgang mit den muslimischen Palästinensern verurteilt – sie war da, um ihre Solidarität mit der vertriebenen Al-Kurd Familie auszudrücken. Ein Mann der israelischen Menschenrechts-NGO B’Tselem beschrieb uns den Weg zum geräumten Haus der Al-Kurd Famile.

Transparent am Solidaritätszelt

Transparent am Solidaritätszelt

Wem gehört was?

Das Haus der Familie ist eines von 28 Häusern, die in Sheikh Jarrah 1956 von der jordanischen Regierung, unter deren Verwaltung Ost-Jerusalem und die West Bank nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948 stand, und der United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East (UNRWA) für die palästinensischen Flüchtlinge aus West-Jerusalem gebaut wurden. Nach 3 Jahren sollten laut Übereinkunft der beiden die Häuser und Grundstücke in den Besitz der eingezogenen Familien übergehen. Das war im November 1959. Doch 1972 wollte eine orthodoxe jüdische Gruppe mit einer osmanischen Urkunde aus dem 18. Jahrhundert nachweisen, dass das bebaute Gelände ihnen gehörte – 2006 stellte sich heraus, dass es sich um ein falsches Dokument handelte. Doch da hatten die Siedler einen anderen Weg ins Gebäude gefunden, und der Eintrag im Grundbuchamt wurde nach 1972 auch nicht mehr geändert. Das mittlerweile über 60-jährige Familienoberhaupt und seine Frau hatten neben dem Haus auf ihrem Grundstück einen Anbau angeschlossen, um Teilen ihrer fünf Kinder und deren Familien mehr Wohnraum zu bieten. Der Anbau wurde von den israelischen Behörden als illegal eingestuft und der Schlüssel für den Anbau den fußscharrend bereitstehenden Siedlern übergeben. Am Sonntag wurde nun nach Wochen des Hin- und Hers und zeltender internationaler Solidaritätswächter auf dem Grundstück das Gebäude gegen 4 Uhr morgens geräumt, die Familie vertrieben und sieben Solidaritäts-Zelter verhaftet.

Rike lässt sich das Haus beschreiben

Rike lässt sich das Haus beschreiben

Gleichzeitig plant die Siedler-Vereinigung Nahlat Shemoun den Komplettabriss der 28 Flüchtlingshäuser, um dort eine 200 Wohneinheiten umfassende Siedlung zu errichten. Das war also wohl erst der Anfang – obwohl dazu die Besitzlage eigentlich geklärt werden müsste.

Nazis go home!

Frank und ich machten also Fotos und kletterten über kleine Treppen und schmale Trittwege in Richtung des Hauses. Da sah ich eine bekannte Gestalt in schwarzer Hose, weissem Hemd und dicker Sonnenbrille. Der „Immobilienmakler“ aus London, der mich so charmant mit den Nazis gleichgesetzt hatte, da ich für die Araber arbeite. Er kam wortlos auf uns zu, ich noch immer hoffend, dass er mich nicht erkannt hatte. Er sah abschätzig an Frank auf und ab. „Guess German as well?!“ sagte er. „I know what you do here for the terrorists! You know what? Go Home!“ Wir waren perplex. „Your grandfathers killed 6 Million Jews, you continue this tradition!“ Wir äußerten Protest „We had this silly discussion, we won’t get to a point!“ Er streckte sich: „You know the FBI? I work for Israeli-FBI and I tell you: GO HOME!“ Und dampfte davon. Wir waren ziemlich geplättet. Zum Haus haben wir dann nicht mehr gefunden. Bilder und detaillierte Berichte zu dem Fall Al-Kurd gibt es unter anderem hier.

Und sonst so?

Eigentlich war heute hier noch viel mehr los. Yassir Arafats Todestag jährte sich zum 4. Mal – und heute morgen, in Ramallah, auf dem Weg zu einem Treffen sah ich viele Menschen mit der palästinensischen Flagge und Fahnen der Al-Aqsa-Brigaden. Mehr gehört habe ich aber nicht. Und in Israel? Da waren heute Wahlen zum Oberbürgermeister. Mehr dazu vielleicht morgen.

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Vergangenheit und Gegenwart.

November 10, 2008 at 6:23 pm (jerusalem) (, , )

Am Samstag war ich mit Frank und Henrik, der dankenswerterweise die hier verwendeten Fotos gemacht hat, in Yad Vashem, „der Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum“.

Grauer Beton, schreckliche Geschichten

Die Gedenkhalle

Die Gedenkhalle

Yad Vashem wurde auf Beschluss der Knesset, des israelischen Parlaments, 1953 zu errichten begonnen. Das größtenteils unterirdisch gelegene neuere Holocaust-Museum zeichnet sich rein architektonisch durch eine Dreiecksform aus, da die grauen Wände sich schräg zulaufend zu einem spitzen Glasdach vereinen. Im Zickzack folgten wir der beeindruckend arrangierten Ausstellung. Fotos,  Videos und Objekte jüdischen Lebens, Nachbauten der Hauptstraße des Warschauer Ghettos und einer Auschwitz-Baracke – die Dokumentation des Grauens. Das Gedränge der Besucher war anstrengend, zumal auf gleicher Durchgehgeschwindigkeit mit uns 3 israelische Soldatengruppen, für die der Besuch in Yad Vashem Pflicht ist, waren.

Ausblick am Ende des Museums

Ausblick am Ende des Museums

An einem Punkt wird die Ausstellung dann sehr zionistisch gefärbt, als es um die Gründung des Staates Israel geht. Nach dieser Abteilung geht es in die „Halle der Erinnerung“, ein runder Raum, an dessen Wänden rundherum in unzähligen Büchern, fast einmal wandhoch rundherum, die Namen aller bekannten Holocaustopfer gesammelt sind. Ich finde nicht, dass eine Zahl von 6 Millonen dadurch für mich vorstellbarer wird, aber die Bücherwand hatte auf mein Befinden in dem Raum einen großen Effekt. Noch größer war jedoch ein anderer: Über dem besagten Raum schwebt eine Kuppel mit auf Dokumenten-Hintergründen angeordneten Fotos von Holocaust-Opfern. Im Kreis unter der Kuppel geht es steil als Brunnen in die Tiefe, am Boden des „Brunnens“ ist etwas Wasser, das einem schwarz entgegenstarrt. Der Blick da hinunter, der mich aus irgendwelchen Gründen an die Szene aus „Momo“ erinnert, in der sie ihre Stundenblume besichtigen kann, war glaube ich der prägendste Moment des Besuches.

Ausblick nach dem dunklen Tunnel

Ausblick nach dem dunklen Tunnel

Ein paar Schritte weiter endete das Museum, durch eine Glastür ging es hinaus auf einen Vorsprung, an dem sich die grauen Mauern zu den Seiten weiteten und einen wunderschönen Blick auf den Jerusalem Forest und die Stadt freigab. Eine starke Aussage, was am Ende dieser Leidensgeschichte steht. Ich habe auch gehört, dass wohl auch für den Bau Yad Vashems und der Errichtung des Waldes arabische Dörfer abgerissen wurden. Ich hab dazu noch keine Quellen gefunden – aber vor diesem Hintergrund wäre die Aussage in einem anderen Licht ebenfalls sehr krass.

Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Holocaust

Schon im Museum fanden sich viele während oder nach der Shoa ens"Der Mensch ist wie ein Baum auf dem Feld"tandene Gedichte, Bilder und Lieder wieder. Besonders beeindruckt haben mich dabei die Gedichte und Texte eines mit 16 Jahren im KZ gestorbenen Jungen namens Petr, der im Ghetto eine Jugendzeitung auf die Beine stellte und wirklich unglaublich starke Wortbilder malte. Außerhalb des Museum, vorbei an der Gedenkhalle, in der die Ewige Flamme der Erinnerung aufbewahrt wird, sahen wir viele aussagekräftige Skulpturen, wie den hier gezeigten Baum, der symbolisch für den Wald steht, in dem die Partisanen Unterschlupf fanden. Denn an dem „Aussichtspunkt der Partisanen“ wird den jüdischen Untergrundkämpfern gedacht, die durch gezielte Aktionen die Taten Nazideutschlands zu sabotieren versuchten.

Der Partisanenbaum von Nahem

Der Partisanenbaum von Nahem

Nette Busfahrer

Am Samstag wollte ich mich abends noch mit Julian treffen und hetzte zur Bushaltestelle. Aber es kam und kam kein arabischer Bus. Zum Laufen war ich zu spät dran. Da hielt ein israelischer Bus. Mit Hand und Fuß verständigten der Fahrer, der nur Ivrit konnte, und ich uns darauf, dass er gerade Feierabend hatte und ich zum Yaffa-Gate wollte. Hm. Da fuhr ein arabischer Bus vorbei. Ich hüpfte fuchtelnd herum, und tatsächlich, er blinkt und schien vor dem israelischen Bus, dessen Fahrer noch eine Inspektion seines Busses vornahm, ranzufahren. Ich rannte hin – und sah den Bus in „meine“ Straße abbiegen. Feierabend. Es war gerade mal Viertel vor 7. Mist. Der Fahrer des israelischen Busses, der seine Inspektion beendet hatte, sah meine Bus-Finde-Versuche und winkte mich ran. Ohne dass ich bezahlen musste nahm er mich mit, die Straße hoch. Auf hebräisch textete er mich zu, in der wahnwitzigen Hoffnung, ich verstünde ihn. Dann tauchte immer das Wort „mobile“ in einem nach hebräischer Frage klingenden Satz auf. Was zur Hölle wollte der bei unserem Sprachdissenz denn damit? No, I haven’t. Dann machte er mit seinen Fingern eine Bewegung, die sowohl „verheiratet“ als auch anderes bedeuten konnte. Ich wiederholte die Worte „Boyfriend, Yaffa Gate, Meeting“ mehrfach, und da waren wir auch schon auf Höhe des Tores. Er öffnete die Türen, setzte sein bezauberndes Lächeln auf und ein weiterer Schwall vermutlich hebräischer Verabschiedung schallte mir hinterher.

Doch damit nicht genug. Heute morgen wollte ich wieder nach Ramallah fahren. Ich stieg ein, das Geld griffbereit, „Guten Morgen, wie gehts?“ – Der selbe Busfahrer wie beim letzten Mal – seit wann kann der Deutsch? Nach ein bisschen mehr Gespräch auf englisch wollte ich ihm die 6,50 Shekel in die Hand drücken, da schloss er meine Finger wieder zusammen: „Today, I pay for you. You are my guest!“ Und strahlte über das ganze Gesicht. Gut. Danke!

Bewegungshindernisse

In Ramallah holten wir beim deutschen Vertretungsbüro auch meine „Experts-Card“ ab, die das Passieren von Checkpoints erleichtert. Auf dem Rückweg am Ar-Ram-Checkpoint kam sie dann auch gleich zum Einsatz. Kurz vor dem Büro dann eine gut bewachte Polizeisperre, auch berittene Polizei war da. Unterhalb des Büros befindet sich eine jüdische Siedlung, aus der gestern eine alte palästinensische Familie, die Al-Kurds, gewaltsam „evakuiert“ wurde. Weitere Familien dort sind von der Vertreibung bedroht.

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Falscher Alarm am Mittag und Plädoyer für eine Sonntagskultur.

November 7, 2008 at 5:42 pm (jerusalem) (, , , )

Gestern Abend kam und kam mein Mitbewohner nicht nach Hause. Soll er doch machen, was er will, aber man will ja schon gern wissen, ob nichts passiert ist. Heute morgen war er auch nicht da. Am Vormittag schickte ich eine Email an ihn, wie es geht und mit ein paar Infos, am Mittag kam über eine NGO-Mailingliste eine Mail mit dem Betreff „Danish citizen shot in Ni’lin“. Kurze Schrecksekunde, Mail öffen. Aber es war nicht Andreas, sondern Anna Jensen, 24 Jahre aus Kopenhagen, die an einer friedlichen Demonstration gegen den Bau der Mauer in Ni’lin teilgenommen hatte. Diese Demonstrationen dort dauern seit 7 Monaten an – als sich die Protestiererer heute dem Baugelände näherten, schossen die Soldaten mit Tränengas-Kanistern und Gummigeschossen los – Anna wurde glücklicherweise jedoch „nur“ in den Arm getroffen und gleich ins Krankenhaus gebracht. Zuhause angekommen traf ich einen verstörten Andreas, der die Nachricht gerade über die Ma’an Nachrichtenagentur bekommen hatte und Anna über eine Freundin kennt. Unschön. Die Problematik in Ni’lin gleicht der vieler Dörfer entlang der Grünen Linie – durch den Bauverlauf, der sich nicht an die völkerrechtlich vereinbarte Linie hält, um u.a. israelische Siedlungen einzubehalten, werden einige palästinensiche Dörfer durch die Mauer von der West Bank getrennt und sind so noch mehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, als ohnehin schon. Mehr Infos zu dem Vorfall gibt es auch hier.

Festtagsstimmung.

Ansonsten ist heute nicht viel passiert. Ich war nur heute Morgen 20 Minuten zu früh dran, da am Freitag, dem „Sonntag“ der Muslime, die Straßen quasi frei waren und ich so schnell am Busbahnhof war, wie noch nie. Am Abend, auf dem Rückweg, begann dann das jüdische Wochenende, und wie schon vergangene Woche liefen lauter herausgeputzte Familien und Einzelpersonen, meist traditionell gekleidet, zumindest aber schwarz-weiss, an mir vorbei. Ich hatte, unbewusst, heut auch wieder nur schwarz-und weiss an und der Code zeigte erneut seine Wirkung. Festtagsstimmung, ja. Ich plädiere hiermit offiziell für die Wiedereinführung eines echten Sonntags, nicht einer mit verlängerten Ladenöffnungszeiten und nicht einer, an dem man sich zuhause verkriecht, sondern einen den man feiert. Wer macht mit?

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